Vision
Das Waschhaus beim Lütishofer Chorhof wird durch
mehrheitlich junge Handwerker repariert und konserviert. Mit dieser Webseite
möchten wir diese Handwerker und ihre Arbeiten vorstellen sowie die Geschichte
und Geschichten rund um das Waschhaus erzählen.
Waschhaus
Das fast 1000-jährige Chorherrenstift St. Michael umgeben von seinen Chorhöfen sowie der Flecken Beromünster mit seinen Bürgerhäusern bilden ein Ortsbild von nationaler Bedeutung und sind einzigartig in der Schweiz.
Ein wichtiger Bestandteil der Chorhöfe sind die Ökonomiegebäude wie Waschhäuser und Backstuben. Oft wurden sie wegen der Feuergefahr am Rande des Stiftgebietes in Massivbauweise errichtet. Das Waschhaus ist das letzte seiner Art und fast ursprünglich im Originalzustand erhalten.
Die Chorherrenköchinnen jäteten und bepflanzten die Nutzgärten und kochten für die Herren, während die Waschweiber die Kissen, Chorröcke der Geistlichen und die Betthauben der Hochwürden wuschen. Auch dank jenen war und ist das Stift seit Jahrhunderten ein lebendiger Ort.
Das Waschhaus ist somit ein wichtiger Bestandteil und Zeitzeuge dieses einzigartigen barocken Ensembles und dieser Lebensform.
Fotografie: ETH-Archiv, Zürich
Geschichte
Über die Geschichte des Waschhauses ist nur wenig bekannt. Vermutlich wurde es zusa
mmen mit dem angrenzenden Lütishofer Chorhof um 1790 erbaut. "Ein Schloss ans Wäschhaus im Lütishofischen Chorhof, 3 (Gulden)" ist der frühste Hinweis im Bauamts-Jahresrechnungsheft von 1794/95 und im Brandassekuranz-Register von 1810 wird es als "Waschhaus, klein Neü" aufgelistet.
Wann das letzte Mal darin gewaschen wurde, ist unbekannt. In den letzten Jahrzehnten wurde es als Gartenhaus genutzt.
Der Garten beim Waschhaus reichte früher viel weiter in die Wiese hinein und war mit Bäumen gesäumt.Ausschnitt aus dem Lindeggerplan
Waschen
"Jetzt galt es nämlich, im Waschhaus (...) das den langen Winter hindurch aufgetürmte Leinenzeug in die Wäsche zu nehmen und dann im "Gfreiet" zum Trocknen aufzuhängen, ein Riesenberg von Leintüchern, Bettanzügen, Kissen, Wängerli, Chorröcke der Geistlichen aber auch Unterwäsche der Hochwürden und ihrer Köchinnen samt fein bestickten Frauenhosen, alles durcheinander. Der ganze Platz war von weisser Wäsche überspannt und mit Stickeln gestützt, eine Riesenwäscheschau, vom Wind lustig hin- und hergetrieben. Mitten durch dieses flatternde Leinenzeug kamen jetzt die Chorherren und Kapläne wieder zur Kirche."
Text: Heimatkunde des Michelsamtes, So war es einst am St. Michaelsstift Beromünster, Robert Ludwig Suter
Zeichnung: Ludwig Suter
Fotografie: Franz Kopp. Frisch gewaschene Wäsche zwischen den Chorherrenhäusern.
Nach dem
Waschen wurde die noch nasse Wäsche auf Wiesen ausgebreitet. Bei der
"Rasenbleiche" entsteht durch Licht, Luftsauerstoff und Photosynthese
des Rasens eine chemische Reaktion, welche die Wäsche bleicht. Ein solcher Vorgang
konnte Wochen oder Monate dauern.
Ob dies auch beim Chorherrenstift so praktiziert wurde, ist unklar. Aber wir
können es uns gut vorstellen.
QUIS UT DEUS
Bild links: das alte Schild am Waschhaus ,Bild Mitte: in der Werkstatt, Bild rechts: der hl. Michael über dem Stiftsportal mit dem neuen Schild
Restauratorischer Untersuch
Studentinnen des Fachbereichs Konservierung und Restaurierung der Hochschule der Künste in Bern untersuchten während zwei Semestern die verputzten Oberflächen des Waschhauses.Fotografien: Die Studentinnen bei der Arbeit, Copyrigth: Ursula Koch-Egli, Anzeiger Michelsamt
Plan: Beispiel für eine Kartierung der verschiedenen Oberflächen, Hochschule der Künste Bern
Verputzarbeiten
- Entfernung des Zementputzes
- Neuer reiner Kalkputz; Kratzputztechnik.
Die originalen (glatten) Putzoberflächen bleiben klar von den neuen Oberflächen unterscheidbar.Bilder: Claude (links), Florian (rechts)
Baumeister
- Anlegen eines Sickergrabens mit Sickerleitungen
- Schliessen des Mauerwerks
Bild links: Martin
Bild unten links: Sickergraben
Bild unten Mitte: Hauptfassade mit Grenadierverband, Neupositionieren des Steingewändes
Bild unten rechts: Neuer Kratzputz
Steinmetz
- Ausmörteln bei den Fenster- und Türgewänden.
- Freilegen der Flusssteine im Innern (pendent)
Bild: Nico und Moritz
Holzrestaurator
Bild: Israel
Plan: Schadenskartierung der Eingangstüre (Aussen), Márcia Bieri 2020)
das Dachwerk
Es wurde nur so viel, wie nötig, ersetzt. Die Spuren der Geschichte und der Menschen sollen erhalten bleiben.
Bild links: Bundzeichen an den Holzbalken
Bild unten links: Zimmermannslehrling Manuel
Plan: Fachbegriffe des historischen Holzbaus
Ziegel
- Ersatz der Maschinenziegel durch historische, handgezogene Ziegel
- Einfachdeckung
Bild: Noah und Elia
Bild: Maschinenziegel (links), handgezogene Ziegel (rechts)
Kaminhut und Rauchfang
Der schönste Kaminhuit weit und breit und der grosse Rauchfang sind im Stiftsbezirk einzigartig.
Bilder: Ornella, Kevin und Silvio
Schlosserarbeiten
- Auffrischen der Beschläge und Gitter
- Zusätzliche Bügel für den Rauchfang
- Neues Schloss
Vergoldungsarbeiten
Wir danken allen Handwerkern, Unterstützern, Spendern und dem Chorherrenstift Beromünster.
Dank ihnen konnte das Waschhaus vor dem Verfall bewahrt werden.